Dorfgemeinschaft Hagen e.V.
Verein zur Pflege und Förderung  des heimatlichen Brauchtums  Seit 1989

 

Auf dem städtischen Gelände an der Eichenstraße hat der Verein im Jahre 1991 einen Backofen mit Backhaus erstellt. Die Überlieferung dieser alten Technik zur Herstellung eines Steinbackofens in Lehmbauweise und die Anleitung der Arbeiten erfolgte durch einen Maurer im Ruhestand (Karl Blume). Die Arbeiten wurden von Vereinsmitgliedern und der Mithilfe weiterer Helfer in freiwilliger und ehrenamtlicher Tätigkeit ausgeführt. Die Einweihung war am 03.10.1991. Die ursprünglich veranschlagten und vom Ortsrat bewilligten Mittel in Höhe von max. 10.000,-- DM konnten Dank sparsamer Ausgabenpolitik in Verbindung mit der erbrachten Eigenleistung um 3.000,-- DM unterschritten und somit auf 7000,-- DM begrenzt werden. Die Leitung dieser Maßnahme hatte Herbert Welskop. Durch die Intensive Nutzung des Steinbackofens wurde nach 21 Jahren eine Grunderneuerung erforderlich. Im Dezember 2012 haben wir den Ofen bis auf den Sockel abgebrochen und durch Hans-Jürgen Rose und Herbert Welskop neu aufgemauert. Bevor der Steinbackofen neu entstehen konnte, musste dieser natürlich erst abgebrochen werden. Diese recht staubige Angelegenheit führten die Vereinsmitglieder Burckhard Daugardt, Hans-Jürgen Rose und Herbert Welskop durch. Planungsrechtlich wurde die Maßnahme durch Klaus Tietje begleitet. 


Geschichte des Brotes

Seit vielen tausend Jahren ist Brot eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Menschen. Getreide wurde zwischen flachen Steinen zerrieben. Dieses grobe Mehl wurde mit Wasser vermischt.  Der Teig kam auf einen heißen, flachen Stein, der im offenen Feuer lag.So wurde ein dünnes Fladenbrot gebacken. Es war steinhart und zäh.

 

Vor ca. 2000 Jahren begannen die Ägypter Brot zu backen. Durch Zufall entstand der Sauerteig, der das Brot luftig und locker macht. Ein in der Sonne liegengelassenes Teigstück wurde trotzdem gebacken. Das Brot ging beim Backen auf. Den Menschen schmeckte dieses weiche Brot viel besser als die harten Fladen. Hast Du gewusst, dass die Ägypter von anderen Völkern "Brotesser" genannt wurden?
Das Volk Israel lernte im Kontakt mit den Ägyptern das Brotbacken kennen. Über Israel kam die Kunst des Brotbackens nach Europa - zuerst zu den Römern. Anbau und Nutzung des Getreides waren für Rom eine bedeutende Hilfe beim Aufstieg zum großen Römischen Reich. 
Getreidekörner dienten in ältesten Zeiten als Normgewicht. Ein "Gran" war gleich dem Gewicht eines Gerstenkornes. Ein "Karat" entsprach drei Gersten- oder vier Weizenkörnern.
Noch heute wird der Begriff "Karat" als Gewichtseinheit für Edelmetalle und Diamanten verwendet. Getreide wurde auch als Zahlungsmittel verwendet. Noch bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts wurden Löhne an Fuhrleute, Hirten und Schmiede meist in Getreide bezahlt. 
Heute mischt der Bäcker Sauerteig oder Germ (Hefe) in den Teig, damit dieser besser aufgeht und das Brot lockerer wird.

 

Unsere Tradition

 

 

Brotbacken war einst eine wichtige Arbeit im bäuerlichen Leben, denn Brot war auf dem Lande lange Zeit das Hauptnahrungsmittel.

 

 

Seine Wertschätzung gab auch der Arbeit am Backofen ihre besondere Würde.

 

 

Feuer machen, Ofen schüren, Teig bereiten, Laibe formen, einschießen und wieder herausholen – jeder Beteiligte hatte seine Aufgabe. Die gleichen Handgriffe wurden in gleichbleibender Arbeitsverteilung getan und über Generationen von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Dabei konnte das Backen ganz in der Hand der Frauen liegen, oder bestimmte Arbeiten wurden von den Männern des Hauses übernommen. Das war von Landschaft zu Landschaft, von Dorf zu Dorf, ja von Haus zu Haus verschieden.

 

 

Heute kaufen die meisten Menschen ihr Brot beim Bäcker oder im Lebensmittelgeschäft. Für die, die selbst backen, haben bequemere Verfahren das Backen mit dem Holzfeuer abgelöst, und der Holzbackofen hat dem Elektro- oder Gasbackofen Platz gemacht. Viele Backhauser sind verödet und die Backöfen verfallen.

 

 

Warum nehmen Menschen heute noch oder wieder die Mühe auf sich wo doch der nächste Bäcker oder Supermarkt in erreichbarer Nahe und die Auswahl an Brot, auch an Vollkornbrot, riesig ist?

 

 

Es gibt verschiedene Gründe, sein eigenes Brot zu backen, sei es im häuslichen Herd, sei es im eigenen oder dörflichen Holzbackofen. Daß die wertvollen Inhaltsstoffe des Getreides durch schonende Behandlung erhalten bleiben, ist ebenso ein Argument, wie es geschmackliche Gründe sein können. Nicht zu wissen, was das gekaufte Brot außer seinen Grundbestandteilen alles enthält, ist für viele der Grund, lieber selbst zu backen. Nicht zuletzt können wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle spielen, denn ein Laib hochwertiges Brot ist selbstgebacken preisgünstiger als gekauft.

 

 

Wer sein Brot im Holzbackofen backt, dem mag es auch ein Anliegen sein, daß eine alte Tradition fortgeführt wird und nicht vollends ganz untergeht.

 

 

 

 

 

Unser Backofen  

 

 

Brotbacken ist etwas sehr Lebendiges. Kein Brot ist wie das andere, und kein Backtag verläuft gleich. Jedesmal kann man neue Erfahrungen machen. Besonders im Holzbackofen ist das Backen immer aufs Neue spannend. Man erlebt die ursprüngliche Kraft des Feuers und lernt damit umzugehen. Bereits beim zweiten Mal schaut man nicht mehr so Wimpern und Haare ansengen! Und auch am hundertsten Backtag kann man noch Überraschungen erleben. Backt man in einem freistehenden Backhäuschen, erlebt man in den Verschnaufpausen die umgebende Natur und den Wechsel der Jahreszeiten. In Sommerhitze und Eiseskälte, bei herbstlichen Stürmen und unter Frühjahrsschauern trägt man seine Brotnäpfe zum Backofen und freut sich, wenn man im Sommer ins angenehm kühle und im Winter ins wohlig warme Wohnhaus zurückkommt.

 

 

So kann man erahnen, wie sehr unsere Vorfahren von Wind und Wetter abhängig waren. Am Backhaus kommen auch Nachbarn zusammen, die sich sonst, vor allem im Winter, oft lange nicht sehen. Sie bringen etwas zum Mitbacken oder kaufen einen Laib Brot. Man kommt ins Gespräch. Backen bringt die Freude des schöpferischen, das Erfolgserlebnis, etwas selbst hergestellt zu haben. Dazu macht es unabhängig, denn man hat nun stets, frisch oder eingefroren, einen Brotvorrat im Haus.

 

 

Alle diese Erfahrungen konnten wir machen, seitdem wir selbst Brot backen. Und weil es sicher noch mehr Menschen gibt, die dies gern tun würden und denen bisher vielleicht nur der letzte Anstoß gefehlt hat, haben wir diesen Ofen gebaut.

 

 

Uns ging es damals so: Als wir uns entschlossen hatten, Brot im Holzbackofen zu backen, mußten wir uns zuerst einmal das notwendige Wissen darüber aneignen. Wir hörten uns um und fragten Menschen, die sich mit dem Backen im Holzofen auskannten; die selbst noch auf diese Weise gebacken hatten oder als Kinder dabei waren. Erstaunlich viele wußten etwas zum Thema Brotbacken zu sagen! Außerdem suchten wir in Büchern nach praktischer Anleitung. Während wir bald merkten, daß es kaum schriftliche Informationen gibt - sie vielleicht aber auch nur nicht entdeckten? - erfuhren wir um so mehr von den Menschen, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Erinnerungen bereitwillig an uns weitergaben.

 

 

 

 

Wir bekamen viele gute Ratschlage von allen Seiten, die uns weiterhalfen, als wir die ersten Brote backten. Inzwischen konnten wir auch viele eigene Erfahrungen sammeln und Erfolge und Mißerfolge erleben.

 

 
 
 
 
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